Glaube und Weltbild

Das Leben ist für jeden Menschen anders, denn es findet im Kopf statt. Jeder hat dort seine eigene Welt und deshalb kann das gleiche Geschehen bei unterschiedlichen Menschen ganz verschiedene Auswirkungen haben. Was den einen sehr freut, registriert der andere kaum, was einen erschüttert, empfindet ein anderer als kaum der Rede wert. Wie also kann es Empfehlungen für das Leben geben, die für alle Menschen genau gleich gültig sind? Das ist sehr schwierig, wie man schon an den Gesetzen der verschiedenen Völkergruppen erkennen kann. Sie unterscheiden sich oft sehr voneinander und manche widersprechen sich sogar. Was in einem Land normal ist, ist in anderen Ländern verboten und umgekehrt. Auch bei Religionsgemeinschaften ist es so, dass manche Dinge vorschreiben oder erlauben, die in anderen verpönt oder gar verboten sind. Anscheinend ist der Gott nicht der gleiche, weil er so unterschiedliche Vorgaben gibt. So kreiert jede Glaubensgemeinschaft ihren eigenen Gott. Durch ihre Ge- und Verbote verleiht sie ihm einen bestimmten Charakter und gewisse Vorlieben und Ziele. Die Menschen, die sich davon angezogen fühlen, werden den Weg dorthin finden und andere, die das nicht anspricht, werden woanders fündig werden. Möglichkeiten gibt es genügend. Warum aber denken viele Menschen, dass ihr Gott der einzig wahre und richtige ist und wollen ihre Mitmenschen notfalls mit Gewalt davon überzeugen? Wenn es zu deren Weltbild nicht passt, werden sie dies nicht annehmen können, denn es ist keine Resonanz dazu vorhanden. Die Art des Glaubens und des Weltbildes wirkt sich auf die Handlungsweisen der Menschen aus. Jeder handelt so, wie es zu seiner Sicht der Dinge passt. Dafür sorgt der Verstand, denn etwas anderes würde für ihn keinen Sinn machen. So könnt ihr viele Handlungsweisen eurer Mitmenschen nicht nachvollziehen, denn sie passen nicht zu eurer Sicht der Welt. Wenn ihr aber wisst, dass es zu ihrer Sicht der Dinge passt, dann könnt ihr vielleicht mehr Verständnis und Toleranz aufbringen für die Verhaltensweisen eurer Mitmenschen, die sich von den euren oft sehr unterscheiden. Manchmal ändern sich Glaube und Weltbild im Laufe eines Lebens nie und bei anderen Menschen wiederum viele Male, bis sie endlich an einem Punkt angekommen sind, an dem alles für sie stimmig ist. Im Endeffekt spielt es keine Rolle, wer welchen Glauben und welches Weltbild hat. Es betrifft nur den Verstand. Er braucht diesen Rahmen, um agieren und sich entfalten zu können, um Halt, Hilfe und Unterstützung finden zu können auf seinem Weg durch dieses Leben, das so real erscheint und doch in Wahrheit nur ein Traum ist, wie ein Film, der abläuft und mit dem wir uns vollkommen identifizieren. Bild von Charu Sabyne Kottwitz für Maria Großmann Text von Maria Großmann

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